Von Malte Hemmerich, 19.04.2017

Miiiaaaau!!!!

Das späte Mittelalter war eine dunkle Epoche: Von manchen überlieferten Musikinstrumenten dieser Zeit muss man hoffen, dass sie nur in der Theorie existierten.

Schon immer nutzt die Menschheit die Tiere zu ihrem Vergnügen, auch wenn das diesen durchaus gegen den Strich gehen kann. Doch was ist das Ponyreiten auf Jahrmärkten gegen einige Hinweise, die sich in Büchern zu historischen Instrumenten finden? Erwähnt wird da beispielsweise die Tierorgel, die um 1500 entwickelt worden sein soll. Eine nicht näher definierte Maschine, die aus Tasten, Orgelmechanik und Kästen besteht. In diesen sitzen Esel, Schweine und Co. Beim Druck auf die Tasten zwickt eine daran befestigte Zange die armen Kreaturen in die jeweiligen Schwänze, die daraufhin durch Schreien für „Musik“ sorgen.

Woher kommt wohl der Begriff „Katzenmusik“? Böse Vorahnungen?

Zu diesem schrecklichen Instrument lassen sich sonst keine Nachweise oder Informationen finden, so bleibt die Hoffnung, dass es sich hier nur um literarische Spinnereien handelte. Konkreter wird die Idee, Tiere in Musikinstrumente zu zwingen, Jahre später. Denn woher kommt wohl der Begriff „Katzenmusik“? Böse Vorahnungen?
Der französische Schriftsteller Jean-Baptiste Weckerlin beschreibt folgendes Szenario:

„Das sonderbarste kam mit einem Triumphwagen, der die außergewöhnlichste Musik mit sich trug, die man sich vorstellen kann. Auf ihm stand ein Bär, der eine Orgel spielte; statt Pfeifen jedoch sah man sechzehn Katzen, ihre Körper verborgen, nur die Köpfe waren sichtbar. Die Schwänze streckten heraus und wurden festgehalten wie die Saiten eines Pianos. Durch einen Tastendruck wurde hart am Schwanz gezogen, wodurch die Katze ein klägliches Miau von sich gab. Der Historiker Juan Christoval Calvete schrieb, dass die Katzen nach der Höhe ihres Tones angeordnet waren, sodass aufsteigend Noten einer Oktave gespielt werden konnten (chromatisch, denke ich).“

Und was mit störrischen Katzen funktioniert, klappt doch bestimmt auch mit Schweinchen. Laut einer Anekdote soll der französische König Ludwig XI. einen wahren Wettbewerb zur Konstruktion dieses Instruments ausgeschrieben haben. Am Endergebnis, dem Schweineklavier, fand er großen Gefallen.

Nach all dieses abstrusen Instrumenten nun etwas Balsam auf das schlechte Gewissen, das uns ob dieser grausamen Spielereien unserer Musikervorfahren beschleicht. Tatsächlich gehen Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei sämtlichen dieser Maschinen um Satire handelt. Genau so sieht es auch die britische Comedytruppe Monty Python, die in einem Sketch eine Mäuseorgel vorstellt.
Keine Tiere kamen in der Produktion zu Schaden. Hoffentlich.



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