Von Thilo Braun, 06.01.2017

Musikkurzgeschichte

So schnell ging's noch nie: In knapp sieben Minuten jagt Illustrator Pablo Morales de los Rios durch Tausende Jahre Musikgeschichte. Heraus kommt – eine Geige.

Was für ein Chaos! Da rauschen Tänze aus dem Mittelalter über griechische Leiern hinweg, für 900 Jahre vom ersten Choral bis zur ausufernden Mehrstimmigkeit bei Palestrina braucht er gerade mal eine Minute – Pablo Morales de los Rios schießt durch die Musikgeschichte wie ein Blitz. Der Illustrator quetscht dabei so ziemlich alle Big Names von A wie Guido von Arezzo bis Z wie Led Zeppelin in seinen Film, passende Klangfetzen ihrer Evergreens inklusive. Schwuppdiwupp ist man bei Händels Kastratenopern und Vivaldis wohlbekannten Violinkonzerten (Stichwort Pizza) angelangt, von dort beim ehrwürdigen Bach, putzigen Mozart, grimmigen Beethoven. Spätestens ab 1900 ist dann jede Orientierung unmöglich, wenn Dodekakophonien, Jazz-Combos und Elvis gen Gegenwart jagen.



Jedes Mosaiksteinchen bildet und formt den Gesamtklang dieser „Historia de la Música“

Klar, dass in diesen sieben Minuten manch eine Seitenströmung zu kurz kommt und dem Künstler auch nicht viel mehr übrig bleibt, als die Komponisten auf ebenjene Klischees zu beschränken, die man ohnehin von ihnen kennt, optisch wie akustisch. Und doch birgt das letzte Bild eine Überraschung. An Stelle eines Zeitstrahls, in dem ein Baustein logisch auf den anderen folgt und somit ein Brahms ohne Beethoven ohne Bach usw. nicht zu denken wäre, ergibt die vereinte Musikgeschichte in diesem Video das Bild einer Geige. Zwar kennzeichnen die rosafarbenen Pfeile deutlich die Bezüge zwischen alt und neu. Jede Strömung bleibt dabei jedoch ein Teil desselben großen, schwingenden Körpers. Es fällt schwer, zu sagen, welcher Bereich der wichtigere ist, fest steht nur: Jedes Mosaiksteinchen bildet und formt den Gesamtklang dieser „Historia de la Música“. Welche Melodien wir dieser Geige heute entlocken, steht uns frei.


    NIUSletter

    Bleibt auf dem Laufenden und erhaltet alle drei Wochen unseren NIUSletter.