Von Malte Hemmerich, 22.03.2017

Bedeutungslos?

Jeden Tag etwas in Musik hineininterpretieren. Das kann müde machen. Malte stellt in seiner Playlist Musik vor, die auf ganz unterschiedliche Weise keinen höheren Sinn verfolgt.



Wir starten mit der amerikanischen Band Cage the Elephant, die sich auf ihrem Debutalbum darüber empört, was die Menschen so alles in ihre Musik hineininterpretieren und was sie ihr für gewisse Absichten unterstellen. Dabei wollen die Jungs vor allem eines: Spaß dabei haben. Wie passend! Ein guter Vorbereiter und Entschlacker für das so bilderreich beschriebene Werk Peter Tschaikowskis. Dessen erste Sinfonie, das erste Musikstück neben Herbert Grönemeyer, das ich selbst als 8-Jähriger auf Kassette besaß, ist gemeinhin unter dem Motto Winterträume bekannt geworden. Dabei lässt sich der spannungsvoll gearbeitete Satz auch einfach als erster Gehversuch eines Melodiengenies hören. Hier zeigt sich schon, was der Russe einmal wird, auch wenn die folgenden Sätze das Niveau noch nicht durchhalten können.

In Gebrauchsmusik muss man von Natur aus nicht mehr viel hineindeuten. Ramin Djawadis Rolling Stones-Cover Paint It Black passt den Song an die Westernwelt der Sci-Fi Serie Westworld an, für den der Komponist das Stück umarbeitete. Und siehe da, das gelingt perfekt. Flockiger wird es bei Robert Schumann im Scherzo seines Klavierquintetts. Einer dieser Mittelsätze, über die man nicht viele Worte verlieren muss. Nur eines: Melnikov und das Jerusalem Quartet sind ein Traumpaar!

Nach einem schönen Drauflosspiel-Oldie der Kinks geht es klassisch gen Ende der Playlist. Auf dem Weg aber noch etwas Besonderes: Natürlich kann ich nicht ohne Klavier und Bach. Die Aria variata könnte man auch die kleinen Goldbergvariationen nennen. Mir gibt sie mittlerweile mehr als der große Bruder, der natürlich viel populärer ist, man kann schließlich die Stilvielfalt Bachs herausarbeiten und interpretieren. Glenn Gould widmete sich beiden Variationszyklen und macht auch diesen hier unbedingt hörenswert.
Und nach einem Tag voller Höreindrücke kann manchmal nichts schöner sein als vier wallende Akkorde und beruhigende Wehmut eines Max Richter.

© pixabay


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